Warum wir zur Friedensbrücke stehen

Wir wurden, wie viele andere auch, von der Nachricht überrascht, dass die Bundesanwaltschaft gegen den Verein Friedensbrücke – Kriegsopferhilfe e.V. ermittelt – wegen des Vorwurfs der „Unterstützung einer terroristischen Vereinigung“.
Gegen die beiden Gründer des Vereins wurden zudem Haftbefehle ausgestellt.
Als Veranstalter eines Friedensfestivals nehmen wir diese Entwicklung sehr ernst und möchten uns dazu klar äußern:
Aktuell gibt es nur einen Vorwurf und Ermittlungen. Es gibt noch keine Anklage und erst Recht noch kein Urteil gegen den Verein. In einem Rechtsstaat gilt die Unschuldsvermutung. Eine Vorverurteilung verbietet sich – gerade dann, wenn es um Menschen geht, die sich über Jahre hinweg für humanitäre Hilfe in einem Kriegsgebiet eingesetzt haben.
Die Friedensbrücke wurde 2015 gegründet – lange vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022. Anlass war der Bürgerkrieg im Osten der Ukraine, der nach dem politischen Umbruch 2014 ausbrach und in dem über Jahre hinweg Zivilisten die Hauptleidtragenden waren. Diese Phase des Konflikts wird in der heutigen Berichterstattung oft ausgeblendet – obwohl sie bis 2022 bereits über 13.000 Todesopfer gefordert hatte.
Die Ursachen für diesen Krieg sind komplex. Dazu gehört auch das geplante EU-Assoziierungsabkommen mit der Ukraine, das aus Sicht Russlands sicherheitspolitisch brisant war – auch weil es eine engere militärische Zusammenarbeit vorsah, und das in einem Land mit tiefen historischen und kulturellen Verbindungen zu Russland. Die USA und die NATO hatte zwar formell keinen Anteil an diesem Abkommen, waren jedoch politisch und strategisch immer Teil der Gleichung.
Diese politischen Entwicklungen haben dazu geführt, dass die mehrheitlich russischsprachige Bevölkerung in den ostukrainischen Regionen zunehmend zwischen die Fronten geriet – mit fatalen Folgen für die Zivilbevölkerung. Während sich viele internationale Hilfsstrukturen auf andere Regionen konzentrierten, entstand in Deutschland die Friedensbrücke – ein Verein, der es sich zum Ziel gemacht hat, genau diesen vergessenen Menschen zu helfen.
Die Friedensbrücke hat Spenden gesammelt, Hilfsgüter organisiert und diese unter großem persönlichen Einsatz eigenhändig direkt in die betroffenen Gebiete gebracht. Dass dieses Engagement heute pauschal unter Terrorverdacht gestellt wird, halten wir für einen gefährlichen Reflex – politisch wie menschlich.
Wir verkennen nicht, dass Sicherheitsbehörden jedem Verdacht konsequent nachgehen müssen. Aber:
Humanitäre Hilfe in einem Bürgerkrieg ist kein Verbrechen!
Solange kein Gericht eine nachvollziehbare Schuld feststellt, stehen wir solidarisch an der Seite der Friedensbrücke und ihrer Gründer. Für uns sind die Menschen in der Ostukraine keine Gegner – sondern Menschen. Menschen, die unter einem Krieg gelitten haben, der in der öffentlichen Wahrnehmung viel zu lange ignoriert wurde.
Als Friedensfestival beziehen wir in diesem Fall klar Stellung: Wir fordern Fairness im Verfahren, Respekt vor humanitärer Arbeit – und eine differenzierte öffentliche Diskussion, die dem Ernst der Lage gerecht wird.
Weiter Infos zu dem Fall auf den NachDenkSeiten
https://www.nachdenkseiten.de/?p=133895