Maltes Welt

Herzlich willkommen zu meinem Blog „Maltes Welt“. Hier werde ich in den kommenden Wochen meine persönliche Sichtweise, in verschiedenen Beiträgen, zum Thema Frieden und (Friedens-) Bewegung veröffentlichen, und dabei auch kritische Punkte nicht auslassen. Ihr seid herzlich dazu eingeladen mitzudiskutieren und eure Gedanken einzubringen.

Danke für euer Interesse und auf eine gute Zeit!

Kapitel 7 – Man darf Menschen auch scheiße finden!

 

Nachdem ich jetzt 6 Kapitel für ein friedliches Miteinander und Verständnis anderer Meinungen geworben habe, hier einmal die andere Seite.

Wie bereits beschrieben, gibt es verschiedene Mechanismen in unserem Kopf, die uns auf die eine oder andere Weise beeinflussen. Und auch wenn wir das alles verstanden haben bedeutet das nicht, dass wir mit jedem Menschen gut auskommen können oder müssen.
Die Gründe, warum sich Menschen verstehen und warum nicht, sind dabei vielfältig. Angefangen beim Geruch, der uns Informationen gibt, die wir gar nicht bewusst verarbeiten.
Statistisch gibt es ca. 10% von Menschen, mit denen wir uns sofort blendend verstehen und mit 10% der Menschen werden wir nie auf einen grünen Zweig kommen.
Das ist auch nicht schlimm. Negative Gefühle gehören zu unserem Wesen, genauso wie die Positiven.

Ein kleines Beispiel:
Wir hatten bei den Mahnwachen in Berlin 2014/2015 einen regelmäßigen Teilnehmer. Einen jungen Mann von Anfang 20, einen Buddhisten oder Yogi in der traditionellen Kleidung. Er sprach regelmäßig am Mikro über verschiedene Dinge. Besonders in Erinnerung ist mir eine Rede, bei der er unter Tränen davon sprach, dass auch er früher Ego-Shooter gespielt hat. Also Computerspiele, bei denen man auf virtuelle Menschen schießt. Dafür hat er sich entschuldigt und furchtbar geschämt.
Dieser junge Mann war so sehr entschlossen ein ausschließlich positiver und guter Mensch zu sein.

Dann kam ein Montag am Potsdamer Platz bei einer der vielen Mahnwachen. Er saß mit zwei weiteren jungen Menschen vor der Bühne und ließ eine Klangschale ertönen. Damit machte er mir die Moderation enorm schwer und ich musste ihn auffordern aufzuhören oder mehr Abstand zu nehmen. Kurz darauf kam er zu uns und fragte, ob er etwas am Mikrofon über die heilenden Kräfte der Klangschale erzählen dürfe. In dem Buch, was er dabei hatte überflog ich den Inhalt und spätestens bei dem Punkte „Krebs heilen mit Klangschalen“ war mir klar, dieser Vortrag passt nicht auf unsere Mahnwache. Ich habe ihm also gesagt, dass er heute nicht an das Mikrofon darf.
Was nun passierte war bemerkenswert und ich bedaure es sehr, dass ich nie wieder die Gelegenheit hatte, mit diesem jungen Mann zu sprechen. Die Ablehnung hat ihn schwer getroffen und natürlich verärgert. Aber das größere Problem war, dass er nicht damit umgehen konnte, dass er diese negativen Gefühle überhaupt spürt. Er verließ die Veranstaltung und war völlig durcheinander, was da gerade in ihm vorgeht, von dem er sich doch eigentlich schon lange gelöst hatte.
Was ich mit dieser Geschichte sagen möchte: Negative Gefühle wie Hass, Zorn, Wut, Trauer usw. gehören zu uns und wir dürfen sie auch haben und zulassen. Was uns von den Tieren unterscheidet ist, dass wir die Reaktionen auf diese Gefühle steuern können. Wir müssen also nicht unbedingt jeden schlagen, den wir nicht leiden können.

Mein Verständnis vom Humanismus akzeptiert alle Menschen in ihrer generellen Form. Unabhängig wo oder wie sie geboren wurden. Die Menschen im Allgemeinen haben ein Recht auf Würde, freie Entfaltung und Selbstverwirklichung.
Das bedeutet aber nicht, dass das Individuum diese Rechte nicht wieder verlieren kann. Wenn jemand z.B. ein Verbrechen begeht, soll sie oder er im Rahmen unserer Gesetze auch vor Gericht gestellt werden.
Und genauso haben wir auch das Recht individuelle Menschen nicht zu mögen.
Wir sollten dabei nur darauf achten, dass wir aus der einzelnen Erfahrung keine Schublade machen. Nicht jeder Kritiker ist ein Nazi, nicht jeder Priester ist ein guter Mensch und nicht jeder Mensch, der mit mir auf einer Demo ist, hat exakt meine Meinung, und ich nicht Seine. Ich muss sie oder ihn nicht einmal mögen.

Gestattet mir hier einen Einwurf:
Viel zu gerne werden Demonstranten alle in einen Topf geworfen und von den Kritikern auch sehr gerne in den Braunen. Meistens zeugt dies nur von der Faulheit oder dem sehr sehr ausgeprägten Feindbild der Kritiker hier nicht zu differenzieren. Dennoch dürfen auch wir Aktivisten darauf achten und immer wieder prüfen und diskutieren, wie weit unsere Toleranz an verschiedenen Stellen geht.
Dazu später aber auch nochmal ein eigenes Kapitel.

Wir müssen uns nicht schämen für unsere Vorurteile, und wir dürfen auch unsere negativen Gefühle haben. Nicht jeder Mensch ist unser Freund und das ist ok. Sorgen wir nur dafür, dass wir unsere Schubladen ab und zu kontrollieren und vielleicht werden wir ja auch von den Menschen ab und zu überrascht.

Leave A Comment

Über 1.300 Friedensmenschen belesen sich schon:

Neuigkeiten vom
Pax Terra Musica Team über Aktionen, Blog-Beiträge, Wissenswertes und Frieden

Bei allen von mir verfassten Texten gelten für mich folgende Grundsätze und Überzeugungen:

  • Die Grundlage all meines Handelns und Wirkens ist eine humanistische Überzeugung von Menschlichkeit und Nächstenliebe, im Einklang mit den Menschenrechtsartikeln in unserem Grundgesetz, Artikel 1 bis 19 und der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (UN- Charta).
  • Jeder einzelne Mensch, überall auf der Welt, hat ein Recht auf Würde, Frieden und Selbstentfaltung.
  • Kein Mensch hat das Recht sich über andere zu erheben oder sie zu unterdrücken.
  • Für die Durchsetzung dieser Grundsätze haben wir in Deutschland Gesetze ausgehend vom Grundgesetz. Die Einhaltung und Durchsetzung dieser Gesetze obliegen der Exekutiven (Polizei) und der Judikativen (Gerichte).
  • Jeder Mensch hat das Recht auf Widerstand! (Art. 20 Abs.4 GG)
    Kein Staat dieser Welt ist perfekt und jeder Bürger hat das Recht, wenn nicht sogar die Pflicht, sich gegen Ungerechtigkeit aufzulehnen